Tiefengeothermie ist hochkomplex und obwohl die Fachleute beteuern dass die Technologie sicher und beherrschbar ist, gibt es immer wieder Störfälle, die auch Schäden verursachen und das Vertrauen in die Technologie schwinden lassen. Hier ein paar Beispiele:
Vendenheim-Reichstett im Elsass
Die Ortschaft liegt nördlich von Straßburg. Im Rahmen eines Tiefengeothermie-Projektes der Firma Fonroche, bzw. der Tochterfirma Geoven, wurden seismische Ereignisse (Erdbeben) verursacht. Das Epizentrum (Zielpunkt der Reinjektionsbohrung) lag unter La Wantzenau, nordöstlich von Straßburg und auf der deutschen Rheinseite gegenüber von Rheinau-Honau. Bei der Ertüchtigung des Untergrundes wurde vermutlich mit zu viel Druck gearbeitet und zu tief gebohrt (bis zum Grundgebirge auf ca. 5000m) und so kam es unweigerlich zu Erschütterungen (induzierte Seismizität).
In der Zeit vom 06.05.2019 bis 05.11.2022 (ein Zeitraum von 2,5 Jahren) wurden rund 108 induzierte Erdbeben (durch Menschenhand ausgelöst) registriert.
Die stärksten waren: 28.10.2020 Magnitude 2,8 - 04.12.2020 Magnitude 3,6 - 04.12.2020 Magnitude 2,9 - 10.04.2021 Magnitude 2,8 - 26.05.2021 Magnitude 2,7 - 26.06.2021 Magnitude 4,0
Quelle: Landeserdbebendienst, Freiburg https://erdbeben.led-bw.d
In der Folge entstanden tausende von Schäden an Hauseigentum auf französischer und hunderte auf deutscher Seite.
Fachleute hätten aufgrund der auftretenden hohen Magnituden schon in einem frühen Stadium merken müssen, dass hier eine besondere geologische Situation zugrunde lag und dass die Ertüchtigung und der Dauerbetrieb nicht gelingen konnte. Man schloss seismische Ereignisse im Vorfeld völlig aus.
Bis heute dauert der Streit um eine Entschädigung für die Geschädigten, weil sich die Verantwortlichen der Verantwortung entzogen haben.
Bilder: Tiefengeothermieprojekt in Vendenheim/Reistett/Elsass im November 2019
Landau in der Pfalz
Am 15. August 2009 wurde im Umfeld des Landauer Tiefengeothermieprojektes seismische Erschütterungen mit der Magnitude 2,7 und 2,4 erzeugt, die zu Gebäudeschäden führten. Es folgten viele weitere kleiner Beben. Die Anlage wurde daruafhin stillgelegt und der Firma Geox, der Betreiberfirma, wurden 63 Schäden gemeldet, meist Rissbildungen. Viele Ansprüche wurden daraufhin abgelehnt. Aber ebensoviele sind noch strittig
Die Schadensabwicklung ist bis heute nicht abgeschlossen.
2013 übernahm die Daldrup & Söhne AG über die Tochter Geysir Europe nahezu das ganze Kraftwerk von geox. 2014 ergaben sich Hebungen, die auch Bahngleise in Mitleidenschaft zogen. Und das Grundwasser wurde unter anderem mit Arsen kontaminiert. Ursache war eine Leckage im Rohrsystem. Erst 2017 wurde wieder eine Genehmigung für den Weiterbetrieb erteilt. 2018 wurde der Betrieb wieder aufgenommen, aber wegen einem Unfall wieder eingestellt. Bis heute gibt es Im Betrieb meist kleinere Erschütterungen.
Firma Daldrup & Söhne AG verkaufte 2020 die Geysir-Gruppe und damit auch das Landauer Kraftwerk an den luxemburgischen Fond IKAV-Invest.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Geothermiekraftwerk_Landau
Bilder: Tiefengeothermiekraftwerk in Landau/Pfalz im Jahre 2017
Insheim in der Pfalz (Nähe Landau)
Im Jahre 2008 wurde mit der Bohrtätigkeit begonnen. Während der Bohr- bzw. Reinjektionsprozesse im Jahre 2010 wurde ein induziertes Erdbeben der Stärke 2,4 erzeugt. Das Tiefengeothermieprojekt in Insheim wurde 2012 von der Pfalzwerke geofuture GmbH in Betrieb genommen. 2013 wurde ein Erdbeben der Stärke 2,0 induziert. Seit 2021 gehört es der Natürlich Insheim GmbH, hinter der die Vulcan Energie GmbH, Karlsruhe, steht. Mittels einer Pilotanlage gewinnt man dort aus dem Tiefenwasser den Grundstoff zur Lithium-Herstellung.
Insider wissen zu berichten, dass es im laufenden Betrieb immer wieder zu kleineren Erschütterungen kommt. Man geht davon aus, das das Kraftwerk nur auf halber Last läuft. Erhöht man die Last, steigt die Wirtschaftlichkeit, es erhöhen sich aber auch die Aufkommen und die Stärke von Seismizitäten.
Basel in der Schweiz
Basel liegt am südlichen Ende des Oberrheingrabens. 2005 erfolgte eine erste Probebohrung für ein Tiefengeothermieprojekt, 2006 eine weitere die bis auf 5000 Meter Tiefe führte. Im Dezember 2006 ergab sich ein Störfall mit mehreren Erschütterungen, hervorgerufen durch induzierte Seismizität in der Stärke von Magnitude 3,4 sowie weiterer schwächerer Beben. Diese zogen rund 1000 Schadensmeldungen nach sich. Die nachgewiesen von der Tiefengeothermie herrührenden, wurden auch entschädigt. Im Jahre 2009 entschied man sich das Vorhaben einzustellen und nicht weiter zu führen, da bei einem Weiterbetrieb mit weiteren induzierten Erdbeben zu rechnen war. Das Bohrloch wurde verschlossen.
Dabei sollte es jedoch nicht bleiben. Durch in das Bohrloch eingebaute Messsysteme stellte man 2017 fest, dass Mikroerdbeben im Umfeld der Bohrung zunahmen. Das Bohrloch musste geöffnet werden um den anstehenden Druck abzubauen un das soll jetzt auch so bleiben.